Bericht zur Mitgliederversammlung

Die Mitgliederversammlung am 02. April 2022 in Plochingen

Am 3. April 2022 trafen sich ewa 50 Mitglieder der Offenen Kirche zur diesjährigen Mitgliederversammlung im Plochinger Gemeindehaus. Nachdem alle die Corona-Test-Zertifikate vorzeigten, war es im Vergleich zur letztjährigen MV in den Kirchenbänken der Stuttgart-Giebeler Kirche wieder möglich, sich gegenüber zu sitzen. Das erzeugte nicht nur ein Gefühl wiedererlangter Gemeinschaft, sondern ermöglichte manch einem neueren Gesicht, das ein oder andere Mitglied kennenzulernen.

Zunächst standen zwei Vorträge auf dem Programm. Nach der Begrüßung durch die Vorsitzenden Miriam Bauer und Dr. Hans-Ulrich Probst war Pfarrer i.R. Romeo Edel zum geplanten Klimaschutzgesetz der Landessynode zu hören. Edel machte mit Blick auf Statistiken zu globalen klimatischen Veränderungen insbesondere auf die Dringlichkeit zum Handeln auch vonseiten der Kirche aufmerksam. So wäre das von der OK entscheidend vorangebrachte und zukünftig von der Landessynode hoffentlich verabschiedete Klimaschutzgesetz, das auch die Kirchengemeinden in puncto CO2-Haushalt in die Pflicht nimmt, ein dringend notwendiger Schritt auf dem Weg zur geplanten Klimaneutralität der Landeskirche 2035 und darüber hinaus.

Oberkirchenrat Christian Schuler berichtete anschließend über den Stand der Planungen des Dezernates 8 des Oberkirchenrates. Ziel seien zügige Schritte in Richtung einer treibhausgasneutralen Kirche. Dabei ging er auch auf den Neubau des Verwaltungsgebäudes des OKR auf der Gänsheide ein, bei dessen Planung explizit auf eine ökologisch nachhaltige Bauweise und Gebäudenutzung geachtet worden sei.

Nach einem knappen Austausch im Anschluss an die Vorträge gab es noch Gelegenheit, die erst kurz zurückliegende Bischofs*Bischöfinnenwahl Revue passieren zu lassen. Zwei Einschätzungen aus der Sicht der Synodal*innen von OK-Gesprächskreisleiter Prof. Martin Plümicke und der OK-Synodalen Christiane Mörk gaben den Mitgliedern u.a. Einblick in die Angespanntheit der Situation während des Wahlvorgangs. In den anschließenden Statements einzelner Mitglieder wurde deutlich, dass der hauchdünne Wahlsieg von Ernst-Wilhelm Gohl ambivalent bewertet wird. Auf der einen Seite war die Enttäuschung darüber zu spüren, warum nicht für eine Vertagung der Wahl auf die Sommersitzung der Landessynode plädiert wurde. Andererseits gab es auch Stimmen, die auf das Gelingen der ausgeklügelten Taktik vonseiten des Gesprächskreises Evangelium und Kirche mitsamt den damit zusammenhängenden Schwierigkeiten, die das aktuelle Wahlsystem mit sich bringt, hinwiesen sowie darauf, dass es nun für die OK gilt, Ernst-Wilhelm Gohl in ihrem Sinne in die Pflicht zu nehmen.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen berichteten Vorstand, Rechner und Gesprächskreis. Schwerpunkte des Vorstands in den letzten Monaten waren neben der tatkräftigen Unterstützung der OK-Bischofskandidatin Dr. Viola Schrenk die aktuell sehr erfolgreich verlaufende Öffentlichkeitsarbeit insbesondere mit einem eigens gegründeten Social Media Teams unter der Federführung von Patrick Bauer. Daneben widmete sich der Vorstand in den letzten Monaten zusammen mit weiteren Mitgliedern der Entwicklung neuer Formate, wie etwa der Mitmachkonferenz oder der Denkbar. Dies sind zwei innovative (Online-)Veranstaltungen, die im Sommer und Herbst des aktuellen Jubiläumsjahrs stattfinden werden. Auch auf den Festakt am 9. Juli 2022 um 18 Uhr in der Pauluskirche Zuffenhausen wurde in dem Zusammenhang hingewiesen. Schließlich machte Hans Probst im Rahmen des Geschäftsberichts des Vorstands noch einmal auf die Bezirksarbeit aufmerksam, die die inhaltliche Arbeit der OK in der Landeskirche sichtbar macht und für die gegenseitige Vernetzung ein elementarer Baustein ist. Für diese wichtige Arbeit gilt die herzliche Einladung an alle Bezirke, sich nicht nur mit Blick auf die nächste Kirchenwahl 2025 gemeinsam auf den Weg zu machen.

Schließlich war noch ein wichtiger Tagesordnungspunkt vorgesehen. Anhand einer am Vortag digital verschickten Tischvorlage des Referenten und OK-Mitglieds Dr. Julian Zeyher-Quattlender kamen die Mitglieder ins Gespräch über eine theologische Bewertung des Angriffskriegs Russlands in der Ukraine. Zeyher-Quattlender stellte dabei insbesondere die Frage nach der Notwendigkeit militärischer Waffengewalt in den Horizont des gegenwärtigen friedensethischen Wissenschaftsdiskurses und betonte, dass sich eine christliche Positionierung stets als ambivalent zeige. Sie habe sich zwischen einer radikalpazifistischen Ablehnung jeglicher Gewalt und dem Schutz der Schwachen vor Aggression aus dem Geist tätiger Nächstenliebe stets sensibel zu zeigen. Sie dürfe diese Positionen demnach nicht als Gegenüber, sondern müsse sie im Sinne eines sich ergänzenden Dienstes am Frieden anerkennen.

In der sich anschließenden anregenden Diskussion wurde deutlich, dass es auch für eine Positionierung innerhalb der OK klug ist, keine vorschnelle Resolution zur aktuellen Lage in der Ukraine zu verlautbaren, sondern lieber mit etwas Zeit an einem Positionspapier zu arbeiten. Diesen Prozess wird der Vorstand der OK mit einer Arbeitsgruppe „Friedensethik“ anstoßen und auf den Weg bringen.

Zum Schluss gilt ein großer Dank Gabi Schwarzinger, die wie immer alles verlässlich und sorgfältig vorbereitete, sodass die Mitgliederversammlung zu einer wahrhaft gelungenen Veranstaltung werden konnte.

Christopher Zeyher