Lasst unser Schiff frei!

OFFENE KIRCHE Tübingen protestierte gegen die Festsetzung des Seenotrettungsschiffes Seawatch4 in Palermo

Wie bereits am 20. September 2020 zu erfahren war, wird das Seenotrettungsschiff Seawatch4 in Palermo festgehalten. Als Begründung werden von italienischen Behörden eine zu große Anzahl von Rettungswesten und Mängel im Abwassersystem angeführt. Deutsche Behörden hatten jedoch im Juli 2020 dem Schiff die Erfüllung aller Sicherheitsvorgaben bestätigt. Das Schiff und seine Besatzung können also derzeit nicht Ihrer Aufgabe nachkommen, das Leben flüchtender Menschen im Mittelmeer zur retten.
Die OFFENE KIRCHE hat sich ebenso wie Tübinger Gemeinden und Initiativgruppen sowie die Evangelische Landeskirche in Württemberg insgesamt im Jahr 2020 dem Bündnis united4rescue (Gemeinsam Retten e.V.) angeschlossen, von dem das Schiff betrieben wird. Die Offene Kirche Tübingen hatte bei ihrem Neujahrsempfang 2020 die Dringlichkeit der Menschenrettung im Mittelmeer hervorgehoben und den damaligen Referenten des Bündnisses, Joachim Lenz, eingeladen.

Am Freitag, 23. Oktober 2020, wies die Tübinger Gruppe mit einem Informationsstand "LASST UNSER SCHIFF FREI!" auf dem Tübinger Holzmarkt auf die Festsetzung der Seawatch4 hin, die inzwischen über einen Monat dauert. Der Sprecher des Tübinger Leitungskreises Martin Ulrich Merkle und der Tübinger OK-Landessynodale Hans Probst hielten kurze Beiträge zu "MAN LÄSST KEINE MENSCHEN ERTRINKEN. PUNKT" und informierten über die Behinderung der Seenotrettung an den Grenzen Europas. Die Verantwortlichen der Veranstaltung verteilten Postkarten, mit denen der Protest gegen die Menschenleben verachtende Verhinderung der Seenotrettung direkt an die italienische Botschaft in Berlin gesandt werden kann.
Die Initiator*innen freuten sich sehr über Unterstützer*innen, die aus dem 12 km entfernten Dettenhausen gekommen waren, sowie über Passant*innen, die die Aktion größten Teils zustimmend zur Kenntnis nahmen.

Bevor der immer stärker werdende Regen die Veranstaltung auflöste, sangen die Anwesenden zusammen (mit Maske und Abstand) "Dona nobis pacem" und brachten damit ihren Wunsch nach Verhältnissen zum Ausdruck, in denen Menschenleben nicht aus politischem Kalkül aufs Spiel gesetzt werden.

Martin Ulrich Merkle – 26. Oktober 2020