Abraham zieht um

Es ist fast wie in der biblischen Geschichte! „Haus Abraham e.V.“, der vor zwei Jahren mit großen Visionen auch für eine bleibende Heimat im Kloster Denkendorf gegründete „Verein zur Förderung der Begegnung von Juden, Christen und Muslimen“ geht auf Wanderschaft, „in ein Land, das ich dir zeigen will“ (Gen.12,1).

Der christliche Sprecher des Vereins, Pfarrer Dr. Reiner Strunk, gab in seinem Bericht bei der ersten Hauptversammlung des Vereins am 19. Juli 2009 bekannt, der Verein wolle seinen Sitz nach Stuttgart verlegen. Es sei klar, dass es in Denkendorf keine Zukunft gebe. Zur Zeit werden verschiedene Standorte in Stuttgart geprüft. Die große Mehrheit der Mitglieder nahm die Überlegungen zustimmend zur Kenntnis. Die Großstadt bietet Chancen, den interreligiösen Dialog stärker mit anderen interkulturellen Initiativen zu verbinden und mit einer besseren Erreichbarkeit auf längere Sicht mehr Menschen zu gewinnen. Gleichwohl wurden auch wehmütige Gedanken zum Abschied vom Kloster Denkendorf geäußert, denn die traditionsreiche Tagungsstätte hatte mit dem „Denkendorfer Modell“ der Sprachhilfe und dem „Gespräch zwischen Christen und Juden“ eine große Bedeutung für den interreligiösen Dialog und darüber hinaus für die Landeskirche. Dass das alles zu Ende sein soll, ist für viele schwer nachzuvollziehen.

Einstimmig bestätigte die Mitgliederversammlung die bisherigen Sprecher Meinhard Tenné, Stuttgart,  und Dr. Reiner Strunk, Denkendorf, in ihrem Amt als jüdischer bzw. christlicher Sprecher des Vorstands. Hakan Turan aus Schwaikheim wurde als Nachfolger des ausscheidenden islamischen Sprechers Bayram Tasdögen ebenfalls einstimmig gewählt (s.Bild). Neben den Genannten gehören dem künftig aus maximal neun Personen bestehenden Vorstand an: Lisbeth Blickle, Barbara Traub, Heiner Küenzlen, Prof. Al-Radwany sowie Dilber Yildiz als Schriftführerin und Emel Atak als Schatzmeisterin. Mit einer Satzungsänderung wurde ermöglicht, dass künftig auch juristische Personen, wie Moschee-, Synagogen- und Kirchengemeinden sowie andere Institutionen Mitglieder des Vereins werden können.

Das Abrahamsfest in Denkendorf hatte mit einem sehr intensiven Podiumsgespräch zum Thema „Nachbarschaft“ begonnen. Moderator Heiner Küenzlen eröffnete mit dem Bekenntnis, dass die christlichen Gemeinden in der Vergangenheit den muslimischen Gemeinschaften „keine guten Nachbarn gewesen“ seien eine offene und bewegende Gesprächsrunde. Die Stuttgarter Sozialbürgermeisterin Gabriele Müller-Trimbusch, Meinhard Tenné, Dr. Kustermann von der katholischen Akademie Hohenheim und Hakan Turan machten deutlich, dass es keine Alternative zu einer Nachbarschaft im gegenseitigen Respekt und mit Neugier für das Anderssein der Menschen verschiedener Kultur und Religion gebe. Dafür arbeitet der Verein „Haus Abraham e.V.“, der nach den Worten von Vorstandssprecher Dr. Reiner Strunk auch nach zwei Jahren noch immer eine Baustelle ist. Man möchte dem Verein und seinem Anliegen viele Menschen wünschen, die mitbauen.