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Offene Kirche protestiert gegen skandalöses Diskussions- und Redeverbot

Pressemitteilung des Vorstands der Offenen Kirche vom 17. Mai 2010

Der Vorstand der Offenen Kirche (OK) freut sich über die positive Entwicklung der Kirchensteuereinnahmen in diesem Jahr, die darauf schließen lassen, dass die Dienste in den Gemeinden und auf landeskirchlicher Ebene wie in den vergangenen Jahrzehnten auf hohem qualitativen Niveau gehalten werden können. Die Offene Kirche bleibt dennoch aufmerksam gegenüber der demographischen Entwicklung. Als zweitstärkste Kraft im kirchlichen Parlament für die Evangelische Kirche in Württemberg wird sich die Offene Kirche für einen langsamen Sinkflug der kirchlichen Ausgaben einsetzen, um weiterhin die gute und umfassende kirchliche Arbeit für die Menschen zu gewährleisten.

Große Einsparmöglichkeiten sieht die Offene Kirche bei den Energiekosten und in den Strukturen der Evangelischen Kirche. Sie setzt sich daher für den Abbau von Bürokratie, für eine Reform der Verwaltung und für einen nachhaltigen Umgang mit Energie ein.  

Einsparungen in Höhe von 10 bis 12 Millionen Euro, wie sie die konservative Synodenmehrheit unter Führung der "Lebendigen Gemeinde" bereits für dieses Jahr will, lehnt der Vorstand der OK wegen ihrer voreiligen Unbedachtheit ab. 

Es fällt auf, dass die "Lebendige Gemeinde" mit ihren Sparvorschlägen vor allem die Arbeit landeskirchlicher Einrichtungen beschädigen will. Betroffen davon sollen vor allem solche Einrichtungen sein, die eine gesellschaftliche Relevanz haben. Landeskirchliche Einrichtungen allerdings dienen den Gemeinden und den kritisch Distanzierten, leisten also missionarische Arbeit. Dies ist insbesondere bei den sogenannten Sonderpfarrdiensten z. B.  beim Friedenspfarramt oder in der Arbeitswelt exemplarisch zu beobachten. Diese Dienste, wie auch die Evangelische Akademie Bad Boll sind den konservativen Kräften und ihren Unterstützern in der Synode ein Dorn im Auge. Die "Lebendige Gemeinde" will damit bestimmte, ihrem engen Gemeindebild nicht entsprechende Einrichtungen und Dienste der Kirche schwächen. Bereits jetzt zeigen sich Mitarbeitende in den Einrichtungen der Kirche deshalb stark verunsichert und sind dabei, sich in die innere Emigration zu verabschieden.

Gegen geheime Verhandlungen
Entschiedener  Widerstand muss nach Ansicht des Vorstands der Offenen Kirche dagegen geleistet werden, dass die Synode solche Sparvorschläge nichtöffentlich verhandelt. In einem von der derzeitigen Synodalpräsidentin Christel Hausding (Lebendige Gemeinde) zu verantwortenden Verfahren wurde für einen Klausurtag der Frühjahrstagung der Synode mit einer Plenarsitzung die Nichtöffentlichkeit verfügt, ohne dass die Synode selbst in ihrer Gesamtheit darüber entschieden hat. Dies verstößt eindeutig gegen die geltende Geschäftsordnung der Synode. Darüber hinaus wurde den Landessynodalen Verschwiegenheit über den Verlauf der Diskussionen auferlegt. Dabei greift die Synode mit ihren nichtöffentlichen Beratungen, die durch Indiskretionen an die Öffentlichkeit geraten sind, massiv in laufende Prozesse ein, so etwa bei der Besetzung der Rektorenstelle an der Hochschule für Kirchenmusik.
 
Der Grund ist offensichtlich: Die kirchenpolitische Mehrheit der "Lebendigen Gemeinde" und ihrer Unterstützer will ohne offene inhaltliche Diskussionen mit den Betroffenen und in der Öffentlichkeit und unter Ausnutzung ihrer synodalen Mehrheit ihre Ziele als scheinbareEinheitsmeinung der Synode durchsetzen. Damit dies gelingt, soll die Minderheit der "Offenen Kirche" und der anderen Gesprächskreise zu einem undemokratischen Schweigen gezwungen werden. Einem solchen skandalösen und durch nichts zu rechtfertigenden Verbot öffentlicher Diskussionen widersetzt sich die Offene Kirche im Interesse der Landeskirche entschieden.

Es gibt in der württembergischen Landessynode nun einmal theologische und kirchenpolitische Unterschiede innerhalb der vier Gesprächskreise und vor allem zwischen der Lebendigen Gemeinde und der Offenen Kirche. Die christliche Redlichkeit verlangt es, dass die Öffentlichkeit in diese Unterschiede Einblick erhält, denn mit den Entscheidungen über die anstehenden Einsparungen sind Richtungsentscheidungen über den künftigen Weg der württembergischen Landeskirche verbunden.