REUTLINGEN. Die 70-jährige Bärbel Wartenberg-Potter kommt nach Reutlingen. Am Dienstag, 5. November, ist sie ab 20 Uhr zu Gast in der Citykirche am Nikolaiplatz. Dort wird sie aus ihrer Autobiografie vorlesen. Wann ist ein Christ eigentlich ein Christ? Wer gehört dazu? Und wer entscheidet das nach welchen Gesichtspunkten? Bärbel Wartenberg-Potters Buch „Anfängerin: Zeitgeschichten meines Lebens“ zeichnet nach, mit welchen Widerständen sie sich als Frau und liberale Theologin auseinandergesetzt hat.
Die gebürtige Pfälzerin Wartenberg-Potter war die dritte Bischöfin Deutschlands, bis 2008 in Lübeck. Verheiratet ist sie mit einem der wichtigsten Männer in der evangelischen Kirche des 20. Jahrhunderts, mit Dr. Philip Potter, dem früheren Generalsekretär des Weltkirchenrats.
Glücksmomente und Schicksalsschläge haben sich in ihrem Leben abgewechselt. Wartenberg-Potter war in vielen Welten unterwegs: Sie gründete in den 1970er-Jahren die deutsche Anti-Apartheid-Bewegung, beschäftigte sich mit der weltweiten Ökumene, der amerikanischen Frauenbewegung, karibischen Armenvierteln und deutschem Gemeindeleben.
Studiert hat sie heimatnah, in Heidelberg und Tübingen. In den 1990er-Jahren war sie schwäbisch verwurzelt als Pfarrerin in Stuttgart-Botnang. Dazwischen bereiste sie die halbe Welt: Als Direktorin der Abteilung „Frau in Kirche und Gesellschaft" des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) war ihr Dienstsitz in Genf, für Frauenrechte machte sie sich überall auf dem Globus stark.
Bis 2001 war sie Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) in Frankfurt, dann wurde sie Bischöfin der Nordelbischen Evangelisch Lutherischen Kirche. In ihrem Ruhestand ist sie heute die Schirmherrin des Vereins „Verwaiste Eltern“ in Schleswig-Holstein, die Vorsitzende des Kuratoriums des „Instituts für Theologische Zoologie“ und Vorstand der „Kommission für Theologische Ausbildung“ beim Evangelischen Missionswerk in Deutschland.
Bärbel Wartenberg-Potter kommt auf Einladung der Offenen Kirche (OK) nach Reutlingen. Neben gelesenen Passagen wird sie auch erzählen und Fragen beantworten. Am Gespräch mit ihr nehmen die beiden OK-Kandidierenden zur Synodalwahl teil, Pfarrerin Sabine Drecoll und Prof. Martin Plümicke.